Für den Schreinermeister Rolf Baumgartner ist klar: Er möchte mit seinem chemiefreien Kalkentferner die ganze Welt erobern.
«Entkalken Sie Ihr Bad und WC chemiefrei.» Was wie ein Werbespruch eines grossen Putzmittel-Herstellers klingt, stammt von einer Broschüre, die in verschiedenen Geschäften im Unterland aufliegt. Verteilt hat sie Rolf Baumgartner, obwohl er eigentlich Schreinermeister und kein Klempner ist. Denn: «Auch ein Schreiner hat ein WC und kennt die Probleme mit Kalk», meint Baumgartner und hat deshalb «Rolfs Entkalkerstab» erfunden. Er verspricht, dass dieser bei der Entfernung von hartnäckigen Kalkrückständen in Toiletten, Spülbecken und rund um Wasserhahnen hilft.
Das angebliche Wundermittel gegen Kalk ist ein etwa 20 Zentimeter langer, weisser Stab, der an beiden Enden angeschliffen ist. Mit dem Stab wird nun der Kalk mit Muskelkraft weggekratzt. Da das Material weicher als Keramik ist, entstehen dabei keine Kratzer. «Man sollte trotzdem vor der Benutzung einen Test an einer unauffälligen Stelle machen», empfiehlt der Erfinder Baumgartner. Auf die Idee sei er schon vor zehn Jahren gekommen, als Mieter aus einem Raum in seiner Schreinerei auszogen. Baumgartner inspizierte die dazugehörende Toilette und sei richtig erschrocken: Das WC war über fünf Jahre nicht mehr richtig geputzt worden und hätte dadurch grosse Kalkablagerungen gehabt. Baumgartner: «Ich habe damals leider versäumt, den Raum von den Mietern richtig abzunehmen.»
Ökologische Lösung
Nun stand er vor einem verkalkten Problem, welches er ohne chemische Putzmittel lösen wollte. «Der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt ist mir wichtig.» Deshalb sei er auf die Idee mit dem Entkalkerstab gekommen. Man brauche 90 Prozent weniger Putzmittel, was die Umwelt schone. Damals habe er aber noch keine Zeit gehabt, «Rolfs Entkalkerstab» professionell zu vermarkten. «In den letzten zehn Jahren war es eher ein Hobby von mir», sagt Baumgartner. Trotzdem habe er in dieser Zeit schon 4000 Stück verkauft. Weil er fast ausschliesslich positive Rückmeldungen für seine Erfindung erhielt, entschied sich Baumgartner etwas zu riskieren: Seit einem halben Jahr investiert er in Werbung. Mittlerweile verkaufen spezialisierte Geschäfte im ganzen Kanton den Entkalkerstab. «Sogar Coiffeur-Salons und Massagestudios bieten meine Erfindung an», freut sich Baumgartner. Dort hätten die Leute noch Zeit zum Reden und zum Erklären. Das sei beim Entkalkerstab wichtig. Baumgartner bietet bei Unzufriedenheit nämlich eine sogenannte Geld-zurück-Garantie an. Von dieser wollte ein Kunde etwa vor einem Jahr Gebrauch machen. Er sei vom Entkalkerstab richtig enttäuscht gewesen. Wie sich herausstellte, hatte der Kunde den Stab über ein Jahr lang im Spülkasten seines WCs aufbewahrt – ohne Erfolg. «Von alleine geht der Kalk natürlich nicht weg», sagt Baumgartner lächelnd. Er habe dem Kunden dann nochmals die Handhabung erklärt und einen neuen Stab mitgegeben.
Für den 57-Jährigen ist klar: Er will mit «Rolfs Entkalkerstab» die Welt erobern. Das Ziel sei eine Million verkaufte Stäbe. Ausserdem träumt er davon, dass sich die Bezeichnung «Rolfs» als Marke für ökologische Produkte durchsetzt. Der Mann, der von sich sagt, er arbeite zu viel, sieht das Öko-Imperium bereits vor seinem inneren Auge. «Wenn ich Gewinn mit dem Entkalkerstab erziele, werde ich ein eigenes Unternehmen dafür gründen.» Das ist 2015 mit der Firmengründung von Rolfs Entkalkerstab GmbH passiert.
Kein Daniel Düsentrieb
«Als Schreiner muss man innovativ sein. In unserem Bereich gibt es viele Anbieter», so Baumgartner. Er versuche deshalb, stets Lösungen für den Alltag zu finden. Trotzdem sieht er sich nicht als Erfinder, sondern als Unternehmer. «Ich bin kein Daniel Düsentrieb», so Baumgartner. Seine Erfindungen müssten sich verkaufen und in der Praxis bewähren. Stolz präsentierte er eine seiner Entwicklungen für die Küche: Gerade dort herrsche bekanntlich oft Platzmangel. Damit auch zwei Personen bequem kochen können, hat er einen freistehenden und drehbaren Backofenturm entwickelt. «So steht man sich in der Küche weniger im Weg.» Und falls «Rolfs Entkalkerstab» einmal ein Welterfolg werden sollte,
wird sich Baumgartner ein neues Projekt suchen: «Dann fällt mir bestimmt etwas Neues ein.»